Obwohl die jüngste Leistungsstatistik des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen einen leichten Zuwachs an Bildungsangeboten im Fachbereich „Naturwissenschaft, Technik und Umwelt“ verzeichnet, fristet das Spektrum naturwissenschaftlich-technischer Vermittlungsangebote seit langem ein kärgliches Dasein. Die österreichweiten Teilnahmen sind in diesem Angebotsbereich in den letzten zehn Jahren auf ein Prozent des Gesamtangebots gesunken und liegen damit noch unter dem ohnehin geringen Teilnahmeniveau des Fachbereiches „Politik, Gesellschaft und Kultur“ (6,4 Prozent).
Historisch betrachtet steht die gegenwärtige Marginalität naturwissenschaftlicher Themen in den Programmangeboten der Volkshochschulen jedenfalls in einem geradezu diametralen Verhältnis zur Bedeutung und inhaltlichen Vielfalt naturwissenschaftlicher Bildungsinhalte, welche für die frühen institutionalisierten Volksbildungsaktivitäten des 19. Jahrhunderts ebenso signifikant waren wie für jene der Zwischenkriegszeit.
Angesichts der fachlichen Ausdifferenzierung und methodischen Komplexität heutiger (Natur-)Wissenschaften ist die Frage nach den Möglichkeiten, Inhalten und Grenzen eines außerfachlichen Wissenstransfers heute zweifellos neu zu diskutieren. Unabhängig davon, wie viel naturwissenschaftliche Kenntnisse sich Einzelne auch zutrauen mögen, bleibt für die demokratische Weiterentwicklung auch der Naturwissenschaften (Stichwort: Finanzierung) die öffentliche Diskussion und Partizipation unabdingbar – und somit auch eine zentrale Herausforderung für die Erwachsenenbildung.
INHALT
Anton Szanya, Naturforscher und Priestertum. Der Kampf des wissenschaftlichen Materialismus um die Deutungshoheit seiner Erkenntnisse, S. 4–33.
Thomas Benesch, Carl Bernhard Brühl – ein Pionier der naturwissenschaftlichen Volksbildung, S. 34–43.
Gudrun Wolfschmidt, Popularisierung der Naturwissenschaften im Überblick – eine kurze Spurensuche von Hamburg bis Wien, S. 44–52.
Wilhelm Filla, Chemiker der Volkshochschule. Zu Leben, wissenschaftlicher Laufbahn und volksbildnerischer Tätigkeit von Fritz Feigl (1891–1971), S. 59–94.
Ursina Klauser, „Kein Gelehrter mit Scheuklappen“. Paul Kammerer und die Popularisierung der Biologie, S. 99–112.
Stephan Ganglbauer, Die Naturwissenschaften an den Wiener Volkshochschulen – ein volksbildnerisches „Glanzstück“? Eine empirische Annäherung, S. 123–143.
Brigitte Ratzer, Vertrauen in den Fortschritt? Oder: Was Sie über Naturwissenschaft und Technik unbedingt wissen sollten, S. 151–159.
Peter Habison, „Im Himmel und auf Erden“. Die Bedeutung der Astronomie und Raumfahrt für die Wissenschaftskommunikation, S. 165–175.
Wilhelm Richard Baier, MINT goes public. Ein Essay zu Rolle, Funktion und Stellenwert der Vermittlung von Naturwissenschaft, S. 176–182.
Peter Vodosek, „Hominem quaero – Ich suche den Menschen“. Eine Spurensuche im Nachlass des Volksbildners Eduard Reyer (1849–1914), S. 183–214.
Die wissenschaftlichen „Institute“ der Volkshochschule „Volksheim“ Ottakring in den 1920er-Jahren [Original 1928/29], S. 54–57.
Karl Linsbauer, Naturwissenschaft und Volksbildung. [Original 1924], S. 95–98.
Leo Kaspar, Ziele und Methoden des biologischen Unterrichtes an den Volkshochschulen [Original 1936], S. 114–122.
Moritz Niessner, Die Stellung der Technik im Rahmen der naturwissenschaftlichen Volksbildung [Original 1936], S. 145–150.
C. J. Schumacher, Himmelskunde [Original 1923], S. 160–164.